News: Mercedes Unimog – Im Gelände ganz oben

Solvente Menschen mit großem Landbesitz verwenden ihn als Nutztier oder wahlweise einfach nur als Spielzeug, während ihn Firmen und Kommunen als Arbeitsgerät brauchen: den seit über 60 Jahren produzierten Unimog – die Abkürzung steht ganz simpel für Universal-Motorgerät. Technik-Freaks können sich stundenlang an Gimmicks wie den Übersetzungsstufen erfreuen, die sowohl vor- als auch rückwärts angewandt werden können. So gibt es ein Achtgang-Getriebe plus Geländereduktion.

Zahlreiche Nebenabtriebe erlauben den Anschluss verschiedener Maschinen oder Winden. Man kann den Unimog ebenso als Bagger einsetzen wie zum Bäume fällen. Kein Wunder, dass ihn vor allem Institutionen wie Feuerwehr oder das technische Hilfswerk schätzen. Etwa 20 Prozent der rund 600 in Deutschland verkauften Exemplare werden von privaten Firmen gekauft. Sie benötigen das extrem wandelbare Fahrzeug beispielsweise, um Stromleitungen in schwer passierbarem Gelände zu verlegen.

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Was der Traditionalist mit dem robusten Leiterrahmen wirklich kann, demonstriert ein Testfahrer eindrucksvoll auf einem weitläufig angelegten Gelände in Brandenburg. Über schlammige Matschstrecken kriechen mag ja mit einem 4×4 kein großes Problem darstellen, doch der Unimog pflügt derartig souverän und rasant über Holperpisten, dass die Insassen das Prüfareal schnell mit einer Rallye verwechseln könnten. Der Gurt hält sie im Sitz, wenn der Unimog mit 50 Sachen über Stock und Stein wetzt. Angst um das fahrende Ungetüm muss man sich dagegen kaum machen, dieser spezielle Mercedes ist technisch so solide und ausgeklügelt, dass Hindernisse wie Baumstämme oder größere Stufen spielend überwunden werden. Auch Verschränkungspassagen bringen den mit Sperrdifferenzialen ausgerüsteten Gelände-Lkw kaum aus der Contenance.

Sogenannte Portalachsen erhöhen die Bodenfreiheit – diese Spezial-Achsen wurden höher positioniert als bei konventionellen Fahrzeugen. Mit einer Wattiefe von 1,20 Metern sowie einer Steigfähigkeit von 100 Prozent sind auch nasse Täler und anspruchsvolle Berge nicht sicher vor dem Allround-Mercedes.

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Unter griffigen Fahrbedingungen dient ein automatisiertes Schaltgetriebe der Kraftübertragung. Hat man sich aber in eine unwegsame Situation manövriert, aus der man den Benz womöglich herausschaukeln muss, kann ein Kupplungspedal ausgeklappt werden. Und zwar immer dann, wenn das Feingefühl der Füße gefragt ist, statt dem Aktuator die Arbeit zu überlassen, der manchmal eben doch etwas zu grobmotorisch agiert. Endet die Fahrt doch einmal jäh im Sand, kann man die Luft schlicht per Knopfdruck aus den Reifen ablassen und sie nach überwundener Passage genauso einfach wieder einfüllen. Neu am aktuellen Jahrgang ist die Möglichkeit, bereits vorkonfigurierte Reifendrücke für verschiedene Untergründe zu wählen. Auch im Lkw schreitet die Automatisierung eben voran.

Und nicht nur die. Selbstredend spielt auch der Umweltschutz eine große Rolle bei den Arbeitstieren. So verpassten die Ingenieure dem schnittig gezeichneten Unimog der neuesten Generation einen SCR-Katalysator, um die Stickoxide unter AdBlue-Einsatz im Zaum zu halten. Für Vortrieb sorgt ein 5,1 Liter großer Vierzylinder-Diesel mit 170 kW/231 PS. Für die so genannten Geräteträger darf es auf Wunsch sogar ein 220 kW/299 PS starker Sechszylinder mit über sieben Litern Volumen sein. Das Drehmoment von 900 Nm ist selbst manchen AMG-Fahrern fremd; kein Wunder, dass der Kraxler eine baumstammdicke Kardanwelle hat. Apropos Baumstämme: Dank extra robuster Stahl-Stoßstange kann der Mittelmotor-4×4 zähes Gehölz einfach überfahren, ohne Blessuren davonzutragen.

Wer tatsächlich erwägt, den Klassiker mit der für das aktuelle Modelljahr geschliffenen Optik sowie der neu gestalteten Innenarchitektur für das heimische Gut zu ordern, muss mindestens 130.000 Euro einplanen. Individuelle Wünsche sind zusammen mit dem Hersteller zu planen und auch zu bezahlen. Unzählige Varianten machen das Bestellen zur kniffeligen Angelegenheit, doch meist haben die Vertriebler es ohnehin mit Profis zu tun, die genau wissen, für welches Einsatzgebiet sie ihren maßgeschneiderten Unimog benötigen.

Autor: Patrick Broich/SP-X

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