WTF ist “proruptiv”?

Eine CEO eines kleines Automobil-Herstellers sagte mir mal: “Wichtig ist nicht, wogegen man ist, sondern wofür”. Und sie hat recht damit. Seitdem überlege ich mir oft “Wofür bin ich?” – und halte mich weniger damit auf, “wogegen” ich bin. Es ist einfach eine Sache der Sichtweise. Halten wir uns damit auf, wogegen wir sind, oder beschäftigen wir uns mit den Dingen, für die wir sind?

PRORUPTIVE

Pro-Bitte was?

Wer mein-auto-blog aufmerksam verfolgt, der kennt meine ganz eigene, meine persönliche Vorliebe für den Blick hinter die Kulissen. Hinter den Vorhang von “show & shine” und beim Thema auto bedeutet das eben, einen Blick für die Zulieferer zu haben. Denn die wahren Motivationstreiber in der Automobiltechnik sind oft nicht die großen Marken, mit den größten Werbe-Budgets, sondern die Zulieferer-Industrie. Für mich also auch klar, dass ich über “proruptive” stolpern musste. Nein, dieses Wort steht nicht im Duden, dieses Wort trifft man beim Zulieferer EDAG aus Wiesbaden – oder auf dem Automobilsalon in Genf. Und nun auch auf autohub.de

Proruptive – Die Lust an der Veränderung

In der Automobil-Welt geht die Angst vor der “disruption” um. Veränderungen, die technologische Veränderungen einleiten, die gängige Prozesse und Weltbilder zum Teil schlagartig ändern und damit zur wirtschaftlichen Gefahr werden. Die Angst, zum Nokia der Automobilhersteller zu werden, geht um. Disruption war deswegen auch schon das “Wirtschaftswort” des Jahres 2015. Derartig getrieben, stehen Manager vor der Zukunft wie die Lämmer vor der Schlachtbank und wissen sehr gut, wogegen sie sind, aber nur zu selten, wofür!

Wie EDAG die Zukunft umarmt

Mit einer sehr simplen Analogie demonstriert der Automobil-Zulieferer EDAG die Wortschöpfung “proruptive” im Zusammenhang mit der Welt der Entwickler und Zulieferer im Automobilbau. Eine restaurierte Mercedes-Benz Pagode steht neben einem Future-Konzeptfahrzeug. Während das eine für den Glanz der vergangenen Tage steht, demonstriert das für BOSCH designte und realisierte Showcar für die Ansprüche der Zukunft an unsere individuelle Mobilität. Vernetzt, always on, autonom unterwegs, dazu emissionsfrei von A nach B. Man kann vor diesen Veränderungen Angst haben, die disruptive Gewalt fürchten oder ein eigenes Konzept entwickeln. Demonstrieren und leben, wofür man steht. EDAG hat dies für den Automobil-Salon in Genf ausgerechnet mit einem Traumwagen aus dem Jahre 1968 demonstriert. So wurde die Pagode nicht einfach nur restauriert, sondern ist de facto besser als neu. Moderne Technik ist dabei nur ein Teil:

Die Ersatzteilbeschaffung ist bei der Restaurierung von Oldtimern oft eine große Herausforderung und mitunter schlicht nicht mehr möglich. „Wenn Bauteile nicht mehr verfügbar sind, dann erschaffen wir sie maßgenau mit dem Einsatz digitaler Werkzeuge neu.“, so Jörg Ohlsen. So wurde u.a. der vorhandene Kofferraumdeckel, der sich in einem nicht befriedigenden Zustand befand, digitalisiert und mit den Originalzeichnungen verglichen. Auf dieser Basis entstand nach 49 Jahren erstmals ein digitaler Datensatz des Bauteils, um anschließend entsprechende Werkzeuge konstruieren und herstellen zu können.

Im Ergebnis wurde die Voraussetzung für eine moderne und schnelle Bauteilproduktion für die zukünftige Restaurierung weiterer Modelle dieser Baureihe geschaffen. Bei kleineren Bauteilen im Exterieur wie im Interieur kann heute der Einsatz der generativen Fertigung (3D-Druck) große Vorteile mit sich bringen. Gerade bei Restaurierungen, für die nur ein Einzelteil benötigt wird, ist das werkzeuglose Herstellen bzw. Drucken von Teilen eine interessante, schnelle und vor allem kostengünstige Lösung. Diese Beispiele zeigen, dass mit moderner Technik nicht nur automobile Schätze für die Zukunft restauriert und konserviert werden können, sondern ganz nebenbei neue Geschäftsmodelle entstehen.

Das ist für EDAG proruptives Denken.

Ich denke es wird Zeit, EDAG zu besuchen, den restaurierten Pagoden-Benz zu fahren und am Fahrzeug die “Proruptive Entwicklung” zu bestaunen.

 

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