Klemmendes Zündschloss im Opel – DIY-Reparatur

In einem alten, wahlweise gerne günstig geschossenen Auto habe ich die Angewohnheit, nicht immer alle Tasten zu drücken. Warum? Weil ich das Auto auch prima ohne offenes Fenster oder ohne offenes Schiebedach fahren kann. Denn: wenn der Elektromotor beim Öffnen oder Schließen streikt – und er streikt garantiert „auf dem Weg“ und geht nicht erst kaputt, wenn das Fenster ganz auf oder ganz zu ist – dann hat man den Ärger.

Türverkleidung ab, Motor ausbauen, Fenster nach oben würgen, arretieren, neuen Motor (für viel Geld!) ran, Wassersperre wieder ankleben, Türverkleidung montieren, fertig. Kostet dich locker zwei Stunden, jede Menge Nerven und eben einen neuen Motor. Wenn er denn überhaupt der Übeltäter war und nicht etwas ganz anderes hinter dem Defekt steckt.

Natürlich gehört zum Charme eines alten Autos, dass auch mal etwas kaputt geht. Für viele ist es genau der Grund, sich so eine Kiste zuzulegen, weil die Stunden in der Garage doch eben meist schöne Stunden sind. Nur eben: nicht immer. Im Alltag darf die Möhre gerne funktionieren. Und wenn ich mir Arbeit spare, indem ich nicht ständig auf allen Knöpfen rumdrücke, dann mache ich das gern.

So wurde ich dann auch im Corsa hellhörig, als plötzlich im Sommer das Zündschloss ein bisschen hakte. Schlüssel rein und drehen, das ging irgendwie manchmal nicht so leicht wie sonst. Was nun? Die Taktik des Nichtnutzens fällt beim Zündschloss leider aus. Gefühl musste es also richten, Vorsicht statt plumpem „rein und rum“. Nur irgendwann, es dürfte Mitte August gewesen sein, der Corsa stand den ganzen Tag schön in der prallen Sonne: Nix mehr. Schlüssel rein und fest. Das Schloss bewegte sich keinen Millimeter. Nicht mal so, wie man es bei eingerastetem Lenkradschloss kennt, es ging gar nix.

Opel Corsa 002 Klemmendes Zuendschloss reparieren

Es war klar, dass etwas massiv nicht stimmt. Da Google bekanntlich dein Freund ist, wurde schnell „Corsa Zündschloss klemmt“ gesucht und die Antwort folgte prompt. Sämtliche Foren, Fanseiten, DIY-Sammlungen und andere Ratgeber brachten es: Opel-Zündschlösser klemmen im Sommer. Zumindest ältere, aus den Baujahren um Mitte der Neunziger bis in die frühen Nullerjahre. Was also tun? Die Ratschläge waren mannigfaltig. Manche wollten mit WD40, Fett und anderen Hausmittelchen das Schloss wieder gangbar bekommen haben, was mir auf Grund der absoluten Unbeweglichkeit des Schlüssels eher unwahrscheinlich erschien.

Eine andere Lösung war Eisspray. Viele Betroffene schrieben von unterschiedlicher Ausdehnung der Schlossmaterialien, die zu einem Klemmen führten. Das klang plausibel, nur hatte ich am Parkplatz leider gerade kein solches Spray zur Hand. Ich musste also warten, denn was ein Eisspray kann, das schafft auch die sinkenden Temperatur am Abend. So war es dann auch, pünktlich zum Sonnenuntergang drehte der Schlüssel wieder und der Corsa fuhr nicht über Los, sondern direkt in die Garage.

Der Grund dafür ist, dass man den Defekt mit dem Zündschloss nicht verschleppen darf. Denn man kann das Zündschloss nur ausbauen, solange man das Lenkrad drehen kann. Und das Lenkrad kann man nur drehen, wenn das Schloss nicht einrastet. Das tut es aber, wenn der Schlüssel in Stellung 0 ist. Wer ihn also dort nicht mehr wegbringt, der kann das Lenkrad nicht mehr so weit drehen, wie er es muss, um die Schrauben der Verkleidung abzumontieren. Außerdem kann man das Zündschloss nur in Stellung II aus der Arretierung in der Lenksäule lösen.

Opel Corsa 009 Klemmendes Zuendschloss reparieren

Wem also das Zündschloss das erste Mal hakt: sofort an die Arbeit!

Natürlich kann man das Ganze auch mit einem neuen Schloss beheben. Im Zubehör gibt es Sätze mit Schlüsseln für kleines Geld, keine 40 Euro reichen meist. Dafür hat man dann zukünftig zwei Schlüssel: einen für die Türen und eben den neuen fürs Zündschloss. Beim Opel-Händler wird es etwas teurer, gerne um 150 Euro plus Montage, dazu braucht es den originalen Carpass, einen Besitznachweis und ein bisschen Geduld, bis die codierten Schlösser aus Rüsselsheim geschickt werden. Dafür kann man dann mit den alten Schlüsseln weiterhin starten.

Deshalb hier die Anleitung, wie man das Problem in einer Stunde und fast ohne Kosten beheben kann!

Im ersten Schritt ist die Lenksäulenverkleidung zu lösen. Es sind drei Schrauben, zwei davon liegen quasi hinter den Hupentasten, wozu das Lenkrad zum Lösen jeweils um 90 Grad gedreht werden muss. (Deshalb geht die Reparatur kaum, wenn sich das Schloss nicht mehr drehen lässt!) Die letzte Schraube findet sich an der Unterseite. Hat man alle drei gelöst, fummelt man einfach die zweiteilige Abdeckung ab und macht sich daran, den gesteckten Wischerhebel zu lösen. Einfaches Ziehen reicht, man kann ihn dann am Kabel baumeln lassen oder aber für mehr Platz zum Arbeiten kurz Abstecken.

Man sieht nun eine kleine Öffnung im Gussteil der Lenksäule neben dem gelben Leitungspaket. Dort steckt man einen kleinen Inbusschlüssel hinein und löst mit ein bisschen Druck die Arretierung des Zündschlosses. Dieses sollte euch nun (es muss dazu in Stellung II stehen!) federbelastet entgegenkommen.

Die eigentliche Behebung des Problems kann nun beginnen. Von hinten betrachtet, sieht man den Sperrstift (die Quelle des Übels!) , der das eigentliche Schloss mit dem Gehäuse verbindet. Zum Zerlegen muss man das Schloss einfach über die Stellung III hinausdrehen, dann kann man das Gehäuse über das Schloss abziehen. Dabei vorsichtig sein, der Sperrstift ist federbelastet und verteilt sich, wenn man es nicht mit Gefühl und einer schützenden Hand über dem ganzen macht, gerne mal unwiederbringlich in der hintersten Garagenecke.

Hat man das Zündschloss getrennt, sollte man darauf achten, dass kein Scherzkeks den Schlüssel aus dem Schloss zieht. Im getrennten Zustand würden nun die Codierblättchen und Federn herausfallen und man könnte die nächsten drei Wochen damit verbringen, die alte Reihenfolge wiederzufinden, ohne die der Schlüssel nicht mehr passen würde.

Das Problem des Klemmens liegt aber im Gehäuse. Wer sich die Aussparung im Guss für den Sperrstift ansieht, der wird erkennen, dass sich dieser schon schön ins Material eingearbeitet hat. In meinem Corsa-Fall stand ein beträchtlicher Grat ab, der bei hoher Innenraumtemperatur und entsprechender Ausdehnung des Gusses (höher als beim Stahl des Stiftes!) dafür sorgte, dass der Sperrstift die Rampe nicht mehr hochlaufen konnte und sich am Grat verklemmte.

Fotografisch ist das etwas schwierig festzuhalten.Wer es bis hierhin geschafft hat, der wird aber selbst sehen, wo bei seinem Zündschloss das Problem liegt. Den Grat einfach mit einer kleinen Feile (Schlüsselfeilenset im Baumarkt, o.ä.) einem Dremel oder etwas Schleifpapier und Geduld abtragen, danach sauber machen und fertig. Vorbeugend kann man den Sperrstift noch anfasen, damit dessen ab Werk rechteckiger Kopf sich zum Einen nicht mehr so leicht ins Material einarbeiten und zum Anderen nicht mehr so leicht klemmen kann. Ich habe ihn dazu in die Bohrmaschine eingespannt und kurz die Feile drangehalten. Danach noch ein bisschen mit dem Schleifpapier glätten und man ist fertig.

Der Einbau erfolgt logischerweise in umgekehrter Reihenfolge.

Die Operation ist bei mir zu voller Zufriedenheit geglückt, das Schloss hat seitdem nie wieder geklemmt und es lässt sich auch deutlich geschmeidiger drehen. Es lohnt also, bei den ersten Anzeichen zu handeln. Denn auf Lenkradschloss knacken, Lenksäule zur Entriegelung des Zündschlosses aufbohren und all die anderen Unannehmlichkeiten, die allein ein zweiter Schlüssel zum Starten mit sich bringt, kann sicher jeder verzichten.

Die ganze Reparatur dauert auch ohne Vorkenntnisse kaum eine Stunde und kostet nichts, solange man einen Kreuzschlitz-Schraubendrehen, einen kleinen Inbusschlüssel und ein paar kleine Feilen zur Hand hat.

mr rasch autoteile

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