Test: Škoda Octavia vRS 230

Ziemlich schnellste Freunde

Fahrbericht und Vorstellung des neuen Škoda Octavia vRS230

Sportlich orientierte Papas wussten es schon lange. Der sozialverträgliche automobile Spagat zwischen Kindergarten und Fitness-Studio lautet Octavia RS. Als Kombi ist der Tscheche der Freund aller Familienväter. Pamperbomber und Familienkutsche auf der einen Seite, mit Druck auf dem Kessel und strammer Fahrwerksabstimmung ein Fahrspaß-Generator für die heimliche, vor allem aber zügige Flucht aus dem Alltag auf der anderen Seite.

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Pampers-GTI

Zugegeben, +10 PS klingt nach einem Tippfehler. Doch der Reiz des neuen Octavia vRS230 macht nicht das PS-Plus aus, sondern die Attraktivität des Gesamtpaketes. Der aus dem RS bekannte Zweiliter-Turbomotor bekam ein neues Mapping verpasst und schnaubt nun mit 230 PS und 350 Nm durch den Alltag. Das alleine wäre noch keine Meldung wert. Bei Škoda besinnt man sich jedoch auf die eigene sportliche Tradition und kombiniert den Turbobenziner nun zum ersten Mal mit einer Differentialsperre. Nix rein elektronisches, bei dem die Leistung vernichtet wird, eine mechanische Lamellensperre nach dem Haldex-Prinzip mit elektronischer Regelung durfte an der Vorderachse einziehen und dem schnellen Tschechen so die Traktion schenken, die er verdient.

114 Jahre Motorsport-Tradition

Nach 114 Jahren ernsthafter Motorsport-Geschichte packt man bei Škoda in den vRS230 alles, was schöner und schneller macht. Nur auf das adaptive Fahrwerk müssen Octavia-Kunden noch bis 2016 warten. Doch gerade das “normale” und um 15 mm tiefer gelegte Fahrwerk macht einen excellenten Job. Zusammen mit der VAQ (Vorderachssperre) und den 225ern Sportreifen zieht sich der Tschechen-Laster auch auf der Rennstrecke erstaunlich positiv aus der Affäre.

Mit den 350 Nm wird die Vorderachse nun endlich fertig. Der Zug an der Kette verwandelt sich nicht mehr in sinnlosen blauen Reifenqualm oder Gestottere der Motor-Elektronik beim “Einbremsen” des durchdrehenden Rades. Die Sperre schickt im Bedarfsfall bis zu 100% der Kraft auf das jeweils Kurven äußere Rad, dort steht bei der Kurvenfahrt mehr Traktion zur Verfügung.

Erste Ausfahrt auf dem Slovakia-Ring

Auch die moderate Leistungssteigerung reicht aus, um das Limit der Reifen zu überfahren. Der sauschnelle Kurs in der Nähe von Bratislava lässt dem RS230 und dem Journalisten genug Auslauf. Die neu entwickelte Auspuffanlage bringt authentischen Sound. Anstatt künstlicher Lautsprecher-Beschallung besinnt sich Škoda auf den eigenen Anspruch. Hier wird kein Fake verkauft. Hier wird Fahrspaß in sozialverträgliche Bahnen gelenkt. Auch eine Form von simply clever.

10 PS mehr, spürt man die?

Natürlich nicht. Nicht ohne Vergleichsmodell. Und das stand uns nicht zur Verfügung. Aber der “Zwo-Nuller” besticht durch Drehfreude und eine überzeugende Elastizität. Kein zugeschnürter Sparmotor, kein Dampfhammer mit spitzer Leistungs-Charakteristik.  Tempo 250 schaffen wir auf dem Slovakia-Ring dennoch nicht – leider – denn dann hätten wir zum ersten Mal in einem Škoda die elektronische Limitierung erlebt. Mit seinen 250 km/h ist jedoch auch der limitierte vRS230 der schnellste Škoda aller Zeiten. Oder sollten wir sagen bislang?

Dass man sich im Innenraum wohl fühlt, dafür übernehmen Leder-Sportsitze mit feiner roter Ziernaht und ein Sportlenkrad die Verantwortung. Die Sitzposition passt eh, hier verändert sich zu den Octavia-Brüdern mit weniger Leistung nichts.

Wer sich unter dem Blech derart fürsorglich um die Fahrfreude kümmert, der darf das auf dem Blech dann auch zeigen. Der RS230 hat als Sondermodell die Spiegelkappen, den Kühlergrill und den Heckspoiler in schwarz lackiert. Das ist keine Trauer-Beflaggung, das sieht einfach rattenscharf aus. Die Auspuffrohre wurden auch dunkel, allerdings in Schwarz-Chrom. Bringt nicht mehr Leistung, tut der Optik aber richtig gut.

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Was kostet der Spaß?

In der Preisliste stehen 3.000 € Differenz zwischen dem vRS230 und dem “normalen” RS. Für ein wenig mehr Ladedruck, einen Sportauspuff und eine Differentialsperre erst einmal viel Geld. Dafür packt der Hersteller jedoch einiges an Ausstattung in das Sondermodell. So relativiert sich der Aufpreis.

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Eine Frage bleibt:

Ist das wirklich clever? Warum hört Škoda bei 230 PS auf? Wenn man denn auch mit 280 PS gut leben kann. Das zeigt der Konzernbruder Seat Leon Cupra ST280 ja eindrucksvoll. (Fahrbericht Leon Cupra 280) Wobei diese Frage der Freundschaft zum Octavia vRS230 erst einmal keinen Abbruch tut – kann doch kaum ein anderer Kombi in seiner Klasse so gut die “praktischen” mit den “sportlichen” Talenten verknüpfen!

 

[=” ” ]vRS / RS?

Ja, was denn nun – so die berechtigte Frage. Škoda betitelt das Sportmodell als RS – im Logo erkennt man jedoch das V – für Victory und in England laufen die RS-Modelle dann auch als vRS in den Preislisten. Verstehen? Nein – muss man nicht, nur wissen!

 

 

 

Fahrzeugschein für den Škoda Octavia vRS230  (Kombi)

Verkaufsstart:  Ab September
Basispreis:  Ab 34.150 €
Motorleistung:  230 PS
Antrieb und Getriebe:  Sechsgang-Handschaltgetriebe
Beschleunigung:  6.7 Sekunden für 0-100 km/h
Verbrauch – kombiniert:  6.2 Liter / 100 km NEFZ-Norm
Höchstgeschwindigkeit:  250 km/h
Länge, Breite, Höhe, Radstand  4.690, 1.810, 1.450, 2.680 mm

 

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