Autos, die es in sich haben – Die alternativen Antriebe von Genf

Okay, 2017 geht es auf dem Genfer Salon sowieso deutlich weniger alternativ und grün zu, als in manch anderen Jahren zuvor. Klar gibt es ein paar Elektroautos und Plug-ins zu bestaunen – die echten Alternativen zu der Armada von Drei- und Vierzylinder-Motoren stehen aber auf ganz anderen Messeständen. Dort zum Beispiel, wo man noch 1.000 PS unter nur einer Motorhaube finden kann. Gerne auch mit Elektro-Unterstützung.

Sehr eindrucksvoll ist auch ein erstes Kundenfahrzeug des Koenigsegg Regera

So etwa beim schwedischen Hersteller Koenigsegg, der mit dem Regera ein Fahrzeug anbietet, das einen Achtzylinder-Verbrenner mit drei E-Maschinen kombiniert. Diese Form eines alternativen Antriebs kommt auf eine Systemleistung von 1.103 kW/1.500 PS. Spitze: 411 km/h – wir haben es allerdings nicht ausprobieren können. Preis: Zwei Millionen Dollar. Ganz im Gegensatz zur Politik anderer Hersteller in dieser Preisklasse, muss man auch nicht bereits zehn Fahrzeuge der Marke sein eigen nennen, um den Zuschlag zu bekommen. Da sind die Schweden bekanntermaßen fair. Aber dreieinhalb Jahre Lieferzeit müssen schon eingeplant werden.

Artega zeigt in Genf mit dem Scalo einen Sportwagen, der von gleich vier E-Motoren angetrieben wird

Ein Traumauto im engeren Sinn ist der Artega Scalo Superelletra. Der soll in einer Auflage von 50 Einheiten produziert werden, aber ob es so kommt, steht noch in den Sternen. Wenn er denn wirklich käme, dürfen seine vier Elektromotoren rund 750 kW/1.020 PS leisten und ein Drehmoment von 1.600 Newtonmetern produzieren. Da werden der Fahrer und seine zwei Passagiere gut vorankommen, zumal die Karosserie aus Alu und Kohlefaser nicht allzu viel Masse auf die Waage bringt. Über das Gewicht spricht man nicht, aber immerhin über die Höchstgeschwindigkeit: Maximal 300 km/h sind drin. Und was wird er kosten? Vermutlich einen sehr hohen sechsstelligen oder einen knapp siebenstelligen Betrag. Artega verspricht übrigens, dass die Akkus des Scalo Superelletra per Gleichstrom-Netz binnen weniger als 20 Minuten wieder 80 Prozent ihrer Kapazität erreichen sollen. Noch so ein schöner Traum.

Auf dem Genfer Autosalon 2017 zeigt Zenvo erstmalig den GT TS1

Der Zenvo GT TS1 hingegen ist zwar ein Traumwagen, aber kein Traum, denn Zenvo-Fahrzeuge kann man kaufen – einen entsprechenden Kontostand vorausgesetzt. Für umgerechnet etwas mehr als eine Million Euro offeriert die exotische dänische Automanufaktur zu ihrem zehnjährigen Jubiläum einen optisch recht extrovertierten Supersportler mit konventionellem 5,8-Liter-V8. Die Motorleistung fällt mit 867 kW/1.180 PS allerdings alles andere als konventionell aus. Der kompressorbeatmete Achtzylinder verfügt über Trockensumpfschmierung, damit der Hecktriebler auch ohne Ölfilm-Abriss so schnell um die Kehren witschen darf, wie es seiner Optik entspricht und wie man es erwartet.

Ebenfalls etwas dauern wird es noch mit der Serienversion einer Sportwagen-Studie von Techrules

Bis man das bei der Techrules-Studie ausprobieren darf, wird wohl noch etwas Zeit ins Land gehen – wenn sie überhaupt als Serienwagen realisiert wird. Dafür haben sich die Chinesen eine originelle Technik einfallen lassen, um den Sportler als seriellen Hybriden auszulegen. So wird der Strom für die Elektroaggregate (768 kW/1.044 PS) von einer Turbine erzeugt. Und die Turbine kann quasi mit jedem fossilen Brennstoff befeuert werden, der auf dem Markt verfügbar ist – recht umweltfreundlich wäre es wohl mit Biogas. Diesel oder Kerosin gingen ebenso. Mit abgeregelten 350 km/h ist die Studie in der Theorie wahrlich atemberaubend schnell. Man darf gespannt sein, ob solche Rand-Technologien im Zuge der immer strengeren gesetzlichen CO2-Limitierung den Weg in die Serie finden. Das chinesische Start-Up jedenfalls hat sich vorgenommen, mit seinem Hybrid-Strang auch in erschwinglichere Segmente vorzudringen.

Bugattis Chiron leistet ebenfalls 1.103 kW/1.500 PS, allerdings allein aus einem Benzinmotor. Der hat allerdings 16 Zylinder

Ganz und gar nicht erschwinglich ist dagegen der Bugatti Chiron, mit 2,86 Millionen Euro sogar noch teurer als der exakt gleich starke (1.103 kW/1.500 PS) Koenigsegg Regera. Im Gegensatz zur schrulligen schwedischen Manufaktur haben sich die Elsässer mit finanzieller und technischer Unterstützung aus Wolfsburg bereits beim Vorgänger Veyron die Höchstgeschwindigkeit von mehr als 400 km/h im Guinness-Buch verewigen lassen. Bugatti-Chef Wolfgang Dürheimer möchte diesen Rekord mit dem Chiron natürlich wieder knacken. Um so schnell sicher fahren zu können, braucht es Reifen, die eigens für das Modell der Superlative entwickelt und produziert werden. Perfektion ist es, die der Chiron aus jedem Winkel ausstrahlt und die den Chiron für manche so attraktiv macht. Das Heck des allradgetriebenen Achtliter-W16-Turbos mutet nun nicht mehr ganz so clean an wie jenes des Vorgängers und bringt ein bisschen Aufregung in das sonst eher kühl wirkende Ingenieur-Produkt. Rund die Hälfte der auf 500 Stück limitierten Chirons sollen übrigens noch verfügbar sein. Hier in Genf werden Bestellungen gerne entgegengenommen, und vorher kann man sein Wunschauto sogar per konventionellem Konfigurator auf der Homepage zusammenstellen. Fast schon ein bisschen zu profan für diese Liga. (Patrick Broich/SP-X)

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